Freies Silber

Plakat der Republikaner von 1896 mit Karikaturen zur Forderung nach freiem Silber

Free Silver (‚Freies Silber‘), also die Forderung nach freier Prägung von Silbermünzen, war eines der wichtigsten wirtschaftspolitischen Streitthemen in der Politik der Vereinigten Staaten am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Befürworter der freien Münzprägung traten für eine expansive Geldpolitik ein. Dagegen stand die Anhängerschaft der genaueren Kontrolle der Geldmenge durch den Goldstandard. Die Unterstützer eines bimetallischen Geldsystems aus Gold- und Silbermünzen, die „Silberites“ genannt wurden, sprachen sich für die Prägung von Silbermünzen im Gewichts-Verhältnis von 16:1 aus. Der Wert des Goldes war zu dieser Zeit aber schon wesentlich höher, daher warnten die meisten Volkswirte davor, dass nach dem Gresham-Kopernikanischen Gesetz die weniger wertvolle Silbermünzen Gold im Zahlungsverkehr verdrängen würden.

Während alle darin übereinstimmten, dass ein erhöhtes Geldangebot zu einem Preisanstieg führen würde, stritt man um die Frage, ob diese inflationäre Tendenz nützlich sei oder nicht. Der Streit kulminierte zwischen 1893 und 1896, als die Wirtschaft durch eine schwere depressive Phase ging, die als „Panik von 1893“ in Erinnerung blieb. Sie war durch eine deutliche Deflation gekennzeichnet, hohe Arbeitslosigkeit in den Industriegebieten und eine große Belastung für die Landwirte.[1]

Die Debatte sah im Nordosten die Vertreter des Goldstandards, meist Unternehmer aus den Bereichen Eisenbahnbau und produzierendes Gewerbe, dazu Geschäftsleute, die alle als Kreditgeber von der Deflation und der Rückzahlung in Golddollars profitierten. In den landwirtschaftlichen Regionen des Landes dagegen sahen die Landwirte eher einen Vorteil in höheren Preisen für ihre Erzeugnisse und in der Erleichterung der Kreditaufnahme. „Free silver“ war daher besonders populär in den westlichen Midlands und im Baumwollanbau des Südens. Dazu kamen die Silberminen des Westens. Farmer im Nordosten und im Maisgürtel waren weniger dem Silber zugetan.

„Free Silver“ war das Hauptthema der Demokraten während der Präsidentschaftswahlen von 1896 und 1900. Ihr Anführer, William Jennings Bryan, wurde mit seiner Cross-of-Gold-Rede berühmt, mit der er für das Silber eintrat. Auch die Populist Party unterstützte ihn 1896. Die Wahlniederlagen führten jedoch dazu, dass nach 1896 der Goldstandard landesweit akzeptiert wurde.[2]

Der Streit dauerte letztlich bis 1913 an, als das Gesetz der Federal Reserve das Geldsystem der Vereinigten Staaten grundsätzlich erneuerte.

  1. Charles Hoffmann: The Depression of the Nineties. In: Journal of Economic History (1956). Vol. 16, No. 2) 16 (2): 137–164. in JSTOR
  2. Williams, 1910

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